“Cats” in der Version des Max-von-Laue-Gymnasiums
Katzen im Publikum, Katzen auf der Bühne, Katzen überall. Katzen mit zungenbrecherischen Namen wie Bombalurina, Grizabella, Deuteronomy, Skimbleshanks. Andrew Lloyd Webbers “Cats” sind unterwegs, gekreuzt mit Walt Disney's stammbaumbewußten Aristocats und losgelassen von Schülern des Max-von-Laue-Gymnasiums, die unter der Leitung ihrer Lehrerin Doris Haß das erfolgsträchtige Webber-Musical ganz schön umgemodelt haben.
Zum Ausgangspunkt des kätzischen Treibens wird Dylan Thomas' verschlafenes Milkwood, eine Art walisisches spießbürgerliches Hintertupfingen mit überkandidelten älteren Damen, sensationslüsternen Zeitungsverkäufern, streitsüchtigen Ehefrauen und alkoholisierten Ehemännern. Aber man ahnt es bereits angesichts der plüschigen Katzenschwänze, die aus üppig gebauschten Röcken hervorlugten: es stimmt etwas nicht in Milkwood. Nicht nur, daß die hochgestochene Lady Sylvia Appleby (Vera Braunschädel) ihre süßen aristokratischen Kätzchen standesgemäß durch einen Butler bedienen läßt; Katzen dringen plötzlich überall in Milkwood ein, machen aus dem Spießerdorf wahrhaft über Nacht ihre Welt, mit einem zünftigen Katzenstraßenball. Simple Straßenkatzen und edel-snobistische Aristo-Katzen (allen voran Petra Meidt als Mombalurina) legen nun ohne Standesunterschiede eine heiße Pfote aufs Parkett.
Der Katzenball bietet die willkommene Gelegenheit, alle Stars aus “Cats” auftreten zu lassen in einer Art abwechslungsreicher Nummernrevue, gemischt aus Tanz-, Musik-, Ballett- und Schauspieleinlagen. Wie den alten, kranken Katzenstar Grizabella (Alexandra Frößler) mit dem schnulzig-schönen “Memory”. Prunkvoll-würdig kommt der Herrscher der Katzenwelt, der alte und natürlich entsprechend weise Deuteronomy (Hans-Jürgen Seil).
Damit es in der nicht nur melancholisch und weise zugeht, gibt's da auch die wenig hehren Typen wie Macavity (Carlos Enriquez-Schäfer), seines Zeichens Herr der kätzischen Unterwelt, der in einer fetzig-verworfenen Nummer die Ballszene betritt; wie den gerissen-weltmännischen Bustopher Johns (Marko Koenitz), mafios angehauchter Nachtclubbesitzer.
Viel Gefühl, ein bißchen Verruchtheit – da fehlt zur sicheren Erfolgsmischung eigentlich nur noch ein Schuß Komik. Den liefert der Zugkater Skimbleshanks (gespielt von dem augenscheinlich mit einer großen Fangemeinde versehenen Oliver Keil), der sich gleich Verstärkung mitgebracht hat in der Gestalt des ob seiner Kunststücke wohl am allermeisten erstaunten Zauberer Mistoffelees (Christoph Wieding).
Noch bunter wird die Ballmischung durch eingestreute Theater-im-Theater-Szenen, die Liebestragödie etwas, die der alternde Schauspieler Asparagus (Dirk Steiner) mit seiner Grizabella noch einmal aufwärmt, in einer witzig durch die Musik angedeuteten und unsanft von den gewalttätigen Growltingern gestörten Nacht in Venedig. Ein anderes Beispiel: sein Flirt als rauher Pirat Billy McAw mit der tanzbegabten Kellnerin Lily la Rose (Anna Mandrella).
Sicher, so perfekt wie bei Webers Millionenspektakel ging's im Max-von-Laue (glücklicherweise) nicht zu. Dafür aber ganz schön einfallsreich, von den selbstgemachten Kulissen (die Zuschauer saßen Mittendrin in Milkwood) und Kostümen bis zur musikalischen Mischung. Und bestimmt wurde hier engagierter getanzt, gesungen, musiziert (Hauptpart am Flügel: Markus Altenkamp und Julia Haß) als auf mancher Profibühne. Ein wirklich tierisches, Pardon: kätzisches Vergnügen, noch einmal mitzuerleben am 19. und 30. August sowie am 13. September, jeweils 19 Uhr, im Max-von-Laue-Gymnasium. Darüber hinaus sind weitere Aufführungstermine im September vorgesehen.
Lieselotte Sauer
Paperseller | Oliver Keil |
Ordinary Woman | Katja Hoffend |
Lady Sylvia Appleby | Vera Braunschädel |
Lady Sophia Sidebottom | Michèle Löwenstein |
Lady Abigail Smythe | Sibylle Kupka |
Mr. Kneebone | Marco Koenitz |
Porter Bill | Marcus Hoffstadt |
Porter George | Hans-Jürgen Seil |
Policeman | Ingo Caspary |
Butler James | Carlos Enriquez-Schäfer |
Landlord | Hans-Peter Steiert |
Admetus | Judith Bobbert |
Amanda | Katja Hoffend |
Amy | Anja Caspary |
Asparaus, Growltiger, Mistoffelees, Rum Tum Tugger |
Dirk Steinert |
Ballerina | Melanie Schavoir |
Belladonna | Helena Haß |
Bombalurina | Petra Meidt |
Bustopher Jones | Marco Koenitz |
Cassandra | Susanne Wilm |
Clarissa | Sandra Müller |
Deborah | Mervi Tribuhl |
Demeter | Angela Kuhn |
Diana | Tanja Elsner |
Electra | Corana Bertsch |
Eliza | Heike Wittlich |
Gloria | Esther Schäfer |
Grizabella, Griddlebone | Alexandra Frößler |
Jellilorum | Stefanie Schunk |
Jemina | Simone Kaster |
Jennyanydots | Anja Schmalbach |
Jessica | Anja Dott |
Lily la Rose | Anne Mandrella |
Lucy | Cindy Specht |
Macavity | Carlos Enriquez-Schäfer |
Miranda | Gesa Hoffmann |
Mistoffelees | Christoph Wieding |
Munkustrap | Julia Haß |
Old Deuteronomy | Hans-Jürgen Seil |
Pamela | Manja Müller |
Patricia | Liane Patt |
Plato | Stefanie Kellermann |
Rebecca | Michaela Hiller |
Rum Tum Tugger | Marco Pooschen |
Sillabub | Kertsin Mölich |
Skimbleshanks | Oliver Keil |
Stella | Alexandra Seyda |
Tantomile | Sibylle Kupka |
Victoria | Michèle Löwenstein |
Virginia | Nicole Amann |
Piano | Markus Altenkamp Julia Haß Hauke Brandes |
Violine | Annette Göttges Peter Jansen Andreas von Heinemann Valerie Voell |
Violoncello | Barbara Klock |
Querflöte | Matthias Voell |
Gitarre | Dirk Steinert |
Schlagzeug | Dirk Steinert |
Akkordeon | Jan Münch |
Vibraphon | Julia Haß |
Kulissen (v.a.): Harald Bender, Michèle Löwenstein, Angela Kuhn, Rolf Wendling, Tobias Höreth, Jürgen Balke
Plakatentwurf: Harald Bender, (Michèle Löwenstein)
Beleuchtung, Technik: Ramon Enriquez-Schäfer, Alexander Hilsbos, Volker Karbach, Hans-Peter Steiert
Künstlerische und Technische Hilfe: Helmut Haß
Textbearbeitung: David Smith
Choreographie: Melanie Schavoir, Liane Patt, Michaela Hiller, Anne Mandrella, Helmut Hoffman, Helena Haß, Katja Hoffend, Tanja Elsner, Heike Wittlich
Gesamtleitung: Doris Haß