Oder – wie aus der “West Side Story” eine bunte Nummernrevue wird
Cola-Büchsen gleich beim Eingang, Kaugummireklame, die mit atemberaubender Frische wirbt, Jeansposter, auf denen die geliebten blauen Röhren für Dauerläufer angepriesen werden, Mickey Mouse mit ihrem kokett-schlitzohrigen Lachen und der ewig junge Jubilar Donald Duck – all das bildete den bunten (amerikanischen) Rahmen zu einer nicht minder farbenprächtigen “Stage Production” der “West Side Story” im Max-von-Laue-Gymnasium. Aus der tragischen und manchmal auch ein bißchen rühr- und tränenseligen Liebesgeschichte machten die Schüler der Mittelstufe zusammen mit ihrer Englischlehrerin Doris Haß eine bunte Nummernrevue.
Und so erlebte das Musical eine etwas ungewöhnliche Premiere, bei der herzhaft gelacht werden durfte. Gewollt oder manchmal auch ein bißchen unfreiwillige komische Einlagen ließen den Druck auf die Tränendrüsen nie zu stark werden; Tanzeinlagen (wen wundert's im Zeitalter von “Flash Dance”?) sorgten für den nötigen Schwung, einfühlsame oder swingende Pianomusik (Markus Altenkamp, Jens Etgen, Anke Hopfengart, Joachim Kapp und Günther Montanus),vom “Love-Story”-Thema bis zu eingängigen Musicalmelodien, überbrückte gekonnt die Umbaupausen.
Tatsächlich hatten sich die Schüler in ihrer Freizeit einiges Ausgedacht, um die Bühne möglichst wirkungsvoll zu gestalten. Auf alten Bettüchern, an einem ausgeklügelten Schienensystem aufgehängt, waren mit viel Farbe und Talent die Dekorationen für die einzelnen Szenen entstanden, von der bedrückenden Atmosphäre der West Side mit ihren bröckelnden Wänden und rostigen Feuerleitern bis zum kitschigen Brautsalon, in dem Maria arbeitet.
Und in diesen Kulissen agierten die jungen Schauspieler mit viel Spaß an der Freud, sichtlich froh, mal vom alten Shakespeare losgekommen zu sein, bei dem man pflichtschuldig auf der Suche nach einem geeigneten Stück nachgeschlagen hatte. “Da sind wir dann schließlich bei “Romeo und Julia” gelandet, aber die ganzen Gefühle der Adligen konnten wir nicht mehr so richtig nachvollziehen, und außerdem war die Sprache für uns zu schwierig”, erläutere Karin Hünerfauch, die als Entertainer schlagfertig durch das Labyrinth der vierzehn Szenen der beiden Akte führte, die Wahl gerade der “West Side Story”.
Denn hier ist die tragische Liebesgeschichte Romeos und Julias von Verona in das New York der 50er Jahre verpflanzt, heißen die Liebenden nun Tony und Maria. Und hinter ihnen stehen nicht mehr die Familien Capulet und Montague, sonder zwei feindliche Straßenbanden, die “Jets”, die weißen jugendlichen, und die “Sharks”, die Puertorikaner. Die Liebe Tonys, ehemaliges Mitglied der Jets, der jetzt ganz ordentlich in einem Drugstore arbeitet, zu Maria, Schwester des Anführers der Sharks, Bernado, verlegt den Rassenkonflikt auf eine sehr persönliche Ebene.
“Wir haben das Problem des Stücks bei den Proben immer wieder durchgesprochen”, erzählt Doris Haß, selbst ein begeisterter West-Side-Story-Fan. Und es sind Probleme, die sich in der Realität kaum lösen lassen; da bleibt dann nur die Hoffnung auf das andere “Somewhere”, in dem auch Platz für das Liebespaar Tony und Maria ist. Denn die Wirklichkeit sieht anders aus, bringt Tony, bei dem Versuch, den Kampf der Gangs zu verhindern, Bernado, Marias Bruder, um. Und in dem Moment, in dem er die totgeglaubte Maria wiederfindet, wird er selbst Opfer des fanatischen Chino, der seinen Freund konsequent und sinnlos rächt.
Maria (Maria Enriquez-Schäfer) und Tony (Jens Eltgen) sind ein recht sprödes Liebespaar, manchmal aber auch richtig schön romantisch-schnulzig, wie es sich gehört, beim Duett “Only death will part us”, herrlich komisch in der mit Treppenleitern improvisierten Balkonszene, Thomas Joussen spielt gekonnt den smarten Riff, Anführer der Jets, mit viel Spaß und dem richtigen Schuß Pöbel von den Schülern der 9a dargestellt. Michael Müller ist als Bernado der fanatisch-starke Bandenführer der Sharks; Anke Hopfengart überzeugt in der Rolle der Anita, Marias Freundin, die mit ihrem – berechtigtem – Verrat das tragische Ende einleitet.
Riff | Thomas Joussen |
Tony | Jens Eltgen |
Action | Holger Stäbe |
A-rab | Hans-Peter Steinert |
Baby John | Peer Pabst |
Snowboy | Gregor Volk |
Diesel | André Langkamp |
Anybodys | Vera Braunschädel |
Graziella | Barbara Zimmermann |
Velma | Susanne Thul |
Minnie | Ina Möckel |
Clarice | Angela Kuhn |
Lucy | Sibylle Kupka |
Bernado | Michael Müller |
Maria | Mariana Enriquez-Schäfer |
Anita | Anke Hopfengart |
Chino | Marco Bahlo |
Pepe | Sascha Kipka |
Louis | Carlos Enriquez-Schäfer |
Rosalia | Karin Hünerfauth |
Consuelo | Alexandra Frößler |
Teresita | Anja Schmalbach |
Francisca | Susanne Wilms |
Estella | Samira Attaoua |
Marguerita | Petra Meidt |
Doc | Markus Rossel |
Schrank | Volker Karbach |
Krupke | Benjamin Peschka |
Glad Hand | Bernd Gold |
Helena Haß
Samira Attaoua
Angela Kuhn
Dirk Mathy
Petra Meidt
Ina Möckel
Melanie Schavoir
Susanne Wilm
Piano | Anke Hopfengart Markus Altenkamp Jens Eltgen Guenter Montanus Joachim Kapp |
Lighting | Ramon Enriquez-Schäfer Alexander Hilsbos |
Prompter | Bernd Gold |
Scene-shifters | Roland Heuser Hans-Jürgen Seil |
Scenic Production | Thomas Joussen Holger Stäbe |
Technical Assistance | Michael Sonne Helmut Haß |
Entire Production directed and choreographed by Doris Haß